Ältere Immigranten in Deutschland - ein neues Arbeitsgebiet für Sozialpedagogen
Am Beispiel älterer türkischer Immigrantinnen und Immigranten Eine immer größer werdende Zahl von Immigrantinnen und Immigranten wächst in das Rentenalter hinein. Betrug ihre Zahl in Deutschland 1992 noch ca. 340.000, so wird es laut Schätzungen bereits im Jahre 2010 mehr als 1.3 Mio. und 2030 über 2,8 Mio. Immigranten geben, die älter als 60 Jahre sind. Allein in Hamburg werden 1995 ca. 34.000 von ihnen ins Rentenalter eintre-ten. Die Entscheidung dieser Menschen, ihren Lebensabend mehrheitlich in der Bundesrepublik Deutschland zu verbringen, eröffnet ein völlig neues Ar-beitsgebiet für Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen aber auch für soziale Dienste und Wohlfahrtsverbände. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen sind Forschungsarbeiten über die Lebens-planung der Immigranten im fortgeschrittenen Alter unerläßlich. Nur auf Basis derartiger Kenntnisse können notwendige Maßnahmen bezüglich sozialer Bera-tung und Betreuung der Immigranten-Senioren getroffen werden. Unter diesem Gesichtspunkt kommt der sozialpädagogischen Ausbildung, insbesondere im Schwerpunkt ‚Interkulturelles Leben‘ (bis zum SS 1995 unter dem Namen ’sozialpädagogische Arbeit mit Einwanderern und Flüchtlingen‘) eine beson-dere Verantwortung zu. Das Hauptziel meiner Forschungsarbeit war es daher, mittels einer detaillierten Befragung der Immigrantinnen und Immigranten vor allem auf folgende Fragen Antworten zu finden:- Wie sieht die Lebensplanung der türkischen Immigranten im Rentenalter aus? – Wie steht es um die Lebensumstände, insbesondere die finanziellen, gesund-heitlichen, sprachlichen und familiären Aspekte sowie um die Wohn- und Kommunikationsverhältnisse der Immigranten-Senioren? – Inwieweit können diese Erwartungen und Bedürfnisse, die möglicherweise von denen deutscher Senioren abweichen, durch die vorhandenen klassischen Ein-richtungen der Altenhilfe abgedeckt werden? – Welche Ergänzungen und Neuerungen sind für den Fall dringend geboten, falls die o.a. Einrichtungen und Bedürfnisse nicht erfüllt werden können? – Welche Handlungsbedarfe ergeben sich hieraus für die Politik, die sozialen Institutionen und die Hochschulen?
V e r l a u f d e r F o r s c h u n g s a r b e i t
Nach Durchsicht der Fachliteratur zu diesem Thema habe ich zunächst viele intensive Gespräche mit türkischen Sozialarbeitern geführt, die sich seit mehre-ren Jahren mit der Betreuung älterer türkischer Immigranten befassen. Auf ei-ner Fachkonferenz fanden Diskussionen zu dem Thema statt. Außerdem habe ich mich in mehreren Gesprächsrunden mit jeweils 20 bis 40 Immigranten über deren Lebenssituation in Hamburg und über die Vorstellungen und Erwartun-gen informiert, die sie an das Rentenalter knüpfen. Danach habe ich einen Entwurf für einen Fragebogen erstellt und diesen mit den Sozialarbeitern durchgesprochen. Anschließend wurde die Befragung durchgeführt. Diese vorab geführten Gespräche sollten sowohl dafür werben, Kandidaten zu finden, die die zur Beantwortung der 75 Fragen notwendige Geduld von mehre-ren Stunden aufzubringen bereit wären, als auch korrekte und statistisch ver-wertbare Antworten zu erhalten. Der Fragebogen wurde schließlich von 47 Per-sonen beantwortet, die alle älter als 50 Jahre waren. Von diesen waren 37 Männer und 10 Frauen.
Z u d e n U n t e r s u c h u n g s s c h w e r p u n k t e n g e h ö r t e n u n t e r a n d e r e m
- Allgemeine Daten zur Person
- Motive der Emigration
- Aufenthaltsstatus
- Arbeitsleben und Arbeitsbedingungen
- Ausbildung
- soziale und finanzielle Lage
- Lebensbedingungen und Kontakte zu Landsleuten und Deutschen
- Wohnsituation
- Freizeitgestaltung und Urlaubsplanung jetzt und im Rentenalter
- Alltagsbewältigung
- Lebensplanung, insbesondere die Absicht, hierbleiben oder in die Türkei zu-rückkehren zu wollen
- eigene Vorstellungen von Altenhilfe und Pflege bei Bedürftigkeit
A u s w e r t u n g s m e t h o d e:
Bei dieser Erhebung, die in der Zeit von April bis Dezember 1994 durchgeführt wurde, habe ich insgesamt 47 Personen türkischer Herkunft befragt, die alle älter als 50 Jahre sind und in Hamburg leben. Die Befragung wurde anonym durchgeführt, um zu gewährleisten, daß die Antworten frei von Hemmungen jedweder Art gegeben werden konnten. Einige wenige Personen haben nicht alle der 75 Fragen beantwortet; bei diesen Fragen hat sich die Basis von 47 entsprechend verringert. Die Auswertung von Fragen, zu denen mehrere Ant-worten gegeben werden konnten, geht ebenfalls von dieser Basis (47) aus, so daß sich in diesen Fällen Ergebnisse von mehr als 100% ergeben können.
H a n d l u n g s b e d a r f e f ü r P o l i t i k, s o z i a l e I n s t i t u t i o n e n u n d H o c h s c h u l e n
Nicht nur die Ergebnisse der Befragung sondern insbesondere die real vollzo-gene Entwicklung belegen, daß sich ein sehr großer Teil der Immigrantinnen und Immigranten dauerhaft in Deutschland niedergelassen hat. Waren es kaum 10% der Befragten, die angaben, bereits bei ihrer Einreise vorgehabt zu haben, dauerhaft in Deutschland bleiben zu wollen, so sind es heute bereits 57%. Die-jenigen 60% der Befragten, die angaben, bei ihrer Einreise höchstens 3-5 Jah-re sowie weitere 15%, die maximal 10 Jahre bleiben wollten, sind heute bereits zu einem großen Teil Rentner oder stehen kurz vor diesem Lebensabschnitt. Die restlichen 43%, die immer noch der Illusion nachhängen, ihren Lebens-abend in der Türkei zu verbringen, werden ebenfalls noch zu einem großen Teil erfahren müssen, daß der Traum von der Rückkehr eine Illusion bleiben wird, eine Erfahrung, die bereits Zehntausende vor ihnen haben machen müssen (vgl. Nr. 27 der Auswertung). Aufgrund dieser Ergebnisse wären die politisch Verantwortlichen, die sozialen Institutionen wie auch die Hochschulen gut beraten, die Fehler der 60er und frühen 70er Jahre nicht zu wiederholen, als man glaubte, die sogenannten ‚Gastarbeiter‘ würden nur vorübergehend in Deutschland bleiben und auf Ba-sis dieser Annahme – wie sich bald herausstellte – falsche politische Konse-quenzen zog. So wurden korrigierende Maßnahmen im Vorschul- und Schulbe-reich, bei der Berufsvorbereitung sowie im Wohnbereich erst seit Ende der 70er Jahre schrittweise in Angriff genommen. Vier Fünftel der Rentner unter den Befragten mußten wegen Erwerbsunfähig-keit vorzeitig aus dem Arbeitsprozeß ausscheiden, weil ihre berufsbedingten Tätigkeiten bleibende gesundheitliche Schäden mit sich brachten (s. Nr. 24). Damit ist diese Quote bei den Einwanderern wesentlich größer als im Durch-schnitt. Die Integration türkischer Immigranten ist in vielerlei Hinsicht weiter entwickelt, als gemeinhin angenommen wird. Fast alle besitzen bereits einen verfestigten Aufenthaltsstatus, wenn auch nur zwei Drittel über die sichere Aufenthaltsbe-rechtigung verfügen. 80% sind mit ihren Lebensumständen nach der Immigrati-on nach Deutschland jedenfalls zufrieden. Der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit hat bei den Befragten eine sehr hohe Priorität, so daß alle die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen wür-den (20% haben dies bereits getan), wenn sie nicht als Voraussetzung hierfür ihre bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben müßten. Dies belegt auch, welche zentrale Bedeutung der erleichterten Einbürgerung unter Hinnahme der Dop-pelstaatsbürgerschaft zukommt. Die Kontakte zu den eigenen Landsleuten sind zwar immer noch deutlich inten-siver, jedoch hat inzwischen jeder Dritte zu den deutschen Arbeitskollegen und ebenfalls fast jeder Dritte zu seinen deutschen Nachbarn sehr intensive oder intensive Kontakte. Hierbei spielen die von jedem Zweiten genannten sprachli-chen Schwierigkeiten eine entscheidende Rolle. Mehr als jeder Vierte hätte gern bessere Kontakte zu den Deutschen. Fast die Hälfte der Türken möchte mit einer Teilnahme an Bildungsveranstaltungen und Sprachkursen die Defizite in diesen Bereichen beheben. Ganz im Gegensatz zu der landläufigen Annahme, die Türken würden nur unter ihresgleichen wohnen, tun dies lediglich 6%. Von einer Segregation kann also überhaupt nicht die Rede sein. Ein sehr ernst zu nehmendes Problem ist sicherlich die weit überdurchschnittli-che Erwerbslosigkeit unter älteren Türken mit ca. 28%. Fast die Hälfte der älte-ren Türken verfügt daher nicht über ein zum Lebensunterhalt ausreichendes Einkommen. Sehr beunruhigend ist die von mehr als der Hälfte der Türken erlebte Auslän-derfeindlichkeit, wobei es besonders alarmierend ist, daß mehr als jeder Fünfte dies sogar bei Behörden so empfindet. Bemerkenswert ist auch das geäußerte Informationsdefizit. Knapp vier Fünftel fühlen sich nicht ausreichend über ihre Rechte informiert und wünschen sich gerade in diesem Bereich mehr und bessere Informationen. Ein Interesse an Informationsveranstaltungen ist bei fast allen älteren Türken vorhanden, vor allem an Informationen über Rentenrecht und Gesundheitsfürsorge. Auffallend ist der Wunsch fast aller älterer Türken, diese Informationen wie auch die Freizeitangebote in der eigenen Muttersprache bzw. mit muttersprach-licher Begleitung zu erhalten. Drei Viertel legen auf eine türkische Infrastruktur (Läden, Ärzte, Vereine, Moscheen, Buchläden, Cafés, Kneipen) im Stadtteil gesteigerten Wert. Für eine Seniorenarbeit mit den türkischen Immigranten sollten schwerpunkt-mäßig folgende Ergebnisse der Befragung beachtet und weiter erforscht wer-den: Rund 80% der türkischen Senioren wollen vor allem aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten ihre Freizeit hauptsächlich oder überwiegend mit Landsleuten verbringen. Im Gegensatz zu den in der Türkei üblichen Gepflogenheiten wird rund die Hälfte der türkischen Senioren das Angebot eines offenen Tagesessens in ei-nem Altenclub in Anspruch nehmen, zwei Drittel sogar bei Bedürftigkeit ambu-lante Hilfs- und Pflegedienste. Im Gegensatz zu der türkischen Tradition, nach der die Eltern im Alter zu Hause von ihren Kindern gepflegt werden, glaubt nur ein Drittel der Befragten daran, daß sich dies auf die eigene Situation in Deutschland übertragen ließe. Rund zwei Drittel ziehen in einem Pflegeheim ein Zusammenleben mit Türken dem mit Deutschen vor. Nur ein Drittel würde dort auch mit Deutschen oder Angehörigen anderer Nationalitäten den Lebensabend verbringen wollen. 90% möchten in einem Pflegeheim in einer Abteilung für türkische Mitbewohner le-ben, die Freizeit aber zum überwiegenden teil gern auch mit Deutschen verbringen oder gemeinsam gestalten. Dies bedeutet, daß durchaus Pflege-heime für Deutsche und Türken mit gemeinsamen Freizeitangeboten als Modell in Betracht gezogen werden sollten, in denen es allerdings eine ei-gene Abteilung für türkische Senioren geben mußte. Dies böte darüber hinaus noch die Chance für eine weitere Integration in fortgeschrittenem Alter. Diese Abteilungen sollten in jedem Fall über türkische Mitarbeiter verfügen und türki-sches Essen ohne Schweinefleisch sowie spezielle Räume für die täglichen Gebete anbieten. Daher ist die Aus- und Weiterbildung türkischer Sozialarbeiter sowie verstärkte Bemühungen um türkisches Pflegepersonal sowie dessen Ausbildung dringend geboten. Die sozialen Dienste des Staates und der Wohlfahrtsverbände, welche in der Seniorenarbeit engagiert sind, sollten sich angesichts schnell steigender Zahlen türkischer Immigranten, die in das Rentenalter eintreten, unverzüglich daran machen, zusammen mit türkischen Sozialarbeitern Konzepte zu erarbeiten, die dieser Entwicklung Rechnung tragen. Die Hochschulen und Behörden sind auf-gerufen weitere und detailliertere Forschungsarbeiten in Angriff zu nehmen.
D i e z e n t r a l e n E r g e b n i s s e d e r B e f r a g u n g
1. 96% der Befragten besaßen die türkische Staatsbürgerschaft, 4% eine doppelte Staatsangehörigkeit. Von ersteren hatten bereits 20% die deut-sche Staatsbürgerschaft beantragt. 78% aller Befragten würden die deut-sche Staatsbürgerschaft beantragen, wenn sie die türkische nicht aufge-ben müßten. 2. 96% bekannten sich zur islamischen Religion, 4% bezeichneten sich als nicht religiös. 3. Alle besaßen einen verfestigten Aufenthaltsstatus: 29% besaßen eine un-befristete Aufenthaltserlaubnis, 71% eine Aufenthaltsberechtigung. 4. 60% bekundeten, daß sie bei ihrer Einreise nach Deutschland lediglich bis zu 5 Jahren, 15% bis zu 10 Jahren hätten in Deutschland bleiben wollen. 12,5% hatten dies damals nicht gewußt. Nur 12,5% kamen bereits mit der festen Absicht, für immer in Deutschland bleiben zu wollen. 5. Dafür, bis heute in Deutschland geblieben zu sein, führten 41% familiäre Gründe auf, bei 58% waren es finanzielle Gründe. Weitere 21% gaben an, daß die ungewisse ökonomisch-politische Lage in der Türkei sie von einer Rückkehr abgehalten habe. 6. Für 81% der Befragten hat sich die Immigration nach Deutschland ge-lohnt, für 19% nicht. 7. 36% waren erwerbstätig, 17% arbeitslos und 47% Rentner. Von den Rentnern waren nur 25% ‚ganz normal‘ in Rente gegangen, 75% vorzei-tig wegen Erwerbsunfähigkeit! 8. 52% haben eine un- oder angelernte Tätigkeit ausgeführt bzw. führen sie noch aus. 29% sind Facharbeiter, 7% Vorarbeiter/Meister, nur 2% Ange-stellte und weitere 2% Landwirte (8% waren Hausfrauen). 9. 57% bezeichneten ihre Tätigkeit als körperlich schwer, 40% arbeiteten bei hohem Arbeitstempo, 30% benötigten starke Konzentration und Aufmerk-samkeit, 26% arbeiten unter beträchtlichem Risiko, sei es unter Unfallge-fahr, sei es unter einem erheblichen Gesundheitsrisiko. 23% gaben starke geistige Beanspruchung an. 10. Am Arbeitsplatz hatten bzw. haben 61% zu ihren türkischen Arbeitskolle-gen einen sehr intensiven oder intensiven Kontakt, zu den deutschen Kol-legen hingegen nur 37%. Als durchschnittlich werden die Kontakte von 25% bzw. 18% bezeichnet. wenig oder keinen Kontakt zu haben gaben 5% zu ihren türkischen jedoch 44% zu den deutschen Arbeitskollegen an. Für den Wohnbereich sind die Zahlen entsprechend: 50% bewerteten den Kontakt zu den türkischen Nachbarn als sehr intensiv oder intensiv, im-merhin auch 30% zu deutschen Nachbarn. Wenige oder gar keine Kon-takte gab es zu 24% bzw. 47%. Bei 70% der Befragten waren die Kontak-te zu Verwandten sehr intensiv oder intensiv. Angesprochen auf die Gründe für die Unterschiede bei ihren Kontakten zu Türken und Deutschen nannten 55% sprachliche Probleme, 45% eine gänzlich andere Lebensweise und immerhin 26% die Arroganz der Deut-schen. 27% der Befragten wünschten zu ihren deutschen Kollegen oder Nachbarn eigentlich mehr Kontakte. 11. 51% gaben erhebliche oder größere Probleme mit der deutschen Sprache an, 49% geringe oder keine. 12. 51% hielten ihre Einkünfte zur Bestreitung des Lebensunterhalts für aus-reichend, 49% für nicht ausreichend. 33% bezogen Sozialhilfe, 31% Wohngeld. 13. 52% wohnten in Häusern, in denen sonst nur Deutsche lebten, 6% in Häusern nur mit Türken. 42% lebten in einem von Angehörigen mehrere Nationalitäten bewohnten Haus. 14. 56% der Befragten haben Ausländerfeindlichkeit erlebt: zu 28% auf der Straße, zu 23% bei Behörden, 19% in öffentlichen Verkehrsmitteln, 15% bei der Arbeit, 13% beim Einkaufen und 11% im Wohnbereich. 15. 77% fühlen sich über ihre Rechte nicht ausreichend informiert bzw. wün-schen mehr Information darüber. 16. 97% möchten im Rentenalter reisen, davon 53% in die Türkei, 27% in an-dere Länder und 20% in Deutschland. 17. 32% würden im Rentenalter in ihrer Freizeit Bildungsveranstaltungen, 23% Deutschkurse, 21% musikalische Veranstaltungen, 19% Theaterauf-führungen und 17% Tanzabende in ihrem Stadtteil besuchen. 18. 98% würden im Rentenalter an organisierten Veranstaltungen teilnehmen, 70% an Seniorentreffs, 64% an Reisen, 17% an Tanzveranstaltungen, 15% an Bastel- und 9% an Kochkursen. 19. 91% der Befragten bekunden ihr Interesse an Informationsveranstaltun-gen: zu 79% am Rentenrecht, zu 56% an der Gesundheitsfürsorge, zu 49% an aufenthaltsrechtlichen Fragen und 35% möchten sich über ambu-lante Dienste informieren 20. 94% priorisieren Freizeitangebote in ihrer Muttersprache bzw. mit mutter-sprachlicher Begleitung 21. Befragt zu ihren bevorzugten Freizeitbeschäftigungen nannten 18% ‚zu Hause mit der Familie vor dem Fernseher sitzen‘, 18% ‚Treffen mit Freunden‘, 17% ‚Besuche von Kulturvereinen‘, 14% ‚Treffen mit Fami-lienangehörigen‘, 13% ‚Besuche von Veranstaltungen‘ und 7% den Sport. 22. 79% verbringen ihre Freizeit hauptsächlich oder überwiegend mit Lands-leuten, 16% dagegen auch oder überwiegend mit Deutschen. 5% gaben an, mit beiden Gruppen gleichermaßen oft zusammen zu sein. 23. 44% sind in einem Verein organisiert. Von diesen waren 64% in rein türki-schen Vereinen, 27% in mehrheitlich türkischen und 9% in gemischten bzw. überwiegend deutschen Vereinen. 24. 93% haben einen Hausarzt, von diesen sind 92% mit ihm/ihr zufrieden. 34% der Befragten befinden sich in ständiger ärztlicher Behandlung, wei-tere 34% gaben an, öfter einen Arzt aufzusuchen; 26% selten und 6% ha-ben überhaupt keine gesundheitlichen Probleme. 25. 49% mußten schon einen ambulanten Notruf in Anspruch nehmen und waren zu 78% damit zufrieden. 89% haben sich bereits in einem Kran-kenhaus behandeln lassen und waren mit Pflege und Betreuung zu 94% zufrieden. 26. Auf die Frage, welche spezifisch türkischen Einrichtungen für sie in Deutschland wichtig seien, hielten 77% türkische Läden, 68% türkische Ärzte, 57% türkische Vereine, 51% Moscheen, 43% türkische Bücherlä-den, 28% türkische Cafés und Kneipen und 26% Koranschulen für nicht verzichtbar. 27. 57% wollten im Rentenalter in Deutschland bleiben, der Rest in die Türkei zurückkehren. Befragt nach ihren Gründen für diese Entscheidung (mehrere Antworten waren auch hier möglich) gaben 60% an, hierbleiben zu wollen, weil sie in Deutschland medizinisch besser versorgt seien, 47% wollten in der Nähe ihrer Kinder bleiben, 38% nannten als Grund, sich hier eine Existenz auf-gebaut zu haben. 27% geht es hier besser als in der Türkei, 27% fühlen sich in Deutschland wohl, 23% ist das Leben in der Türkei fremd gewor-den und 13% haben kaum mehr Freunde oder Verwandte in der alten Heimat. 28. Die gleiche Frage an die Rückkehrwilligen gerichtet, erbrachte folgendes Bild: 43% hielten das Klima in der Türkei für besser, 34% schreckte die anhaltende Ausländerfeindlichkeit, 32% gaben an, sie seien nicht gleich-berechtigt und würden als Menschen zweiter Klasse behandelt. 30% be-mängelten einen unsicheren Status ihres Aufenthaltsrechts, 15% ist die deutsche Kultur fremd geblieben, 6% ist das Leben zu hektisch und bei 2% drängt der Rest der Familie auf Rückkehr. 29. Bei Bedürftigkeit würden 71% ambulante Hilfs- und Pflegedienste in An-spruch nehmen, 29% lehnten dies ab. 43% wünschten sich für diesen Fall eine ambulante Krankenpflege zu hause, 22% eine Haushaltshilfe, 8% Hilfe beim Einkauf und ebenfalls 8% ‚Essen auf Rädern‘. 30. 50% würden das Angebot eines offenen Tagesessens in einem Altenclub in Anspruch nehmen, die gleiche Anzahl nicht. Bei Pflegebedürftigkeit möchten 34% bei den Kindern bleiben, 33% würden in ein Altenheim ge-hen und 33% wußten dies noch nicht. 31. Auf die Frage, ob die Kinder denn ihrer Einschätzung nach auch zu einer Pflege bereit seien, antworteten 36% mit ‚ja‘, 45% mit ‚vielleicht‘ und 18% mit ‚das glaube ich nicht‘. 32. 70% würden in einem Pflegeheim ein Zusammenleben mit Türken vorzie-hen, 30% ohne weiteres auch mit Deutschen oder Angehörigen anderer Nationalitäten. Folgende Voraussetzungen sollte ein Pflegeheim erfüllen (auch hier meh-rere Antworten möglich): 74% legten wert auf türkische Mitarbeiter beim Pflegepersonal, 53% auf türkisches Essen, 47% wollten sichergestellt wissen, auch weiterhin ihre Religion ausüben zu können, 38% lehnten jeg-liche Form von Schweinefleisch im Speisenplan ab. 33. 89% würden für den Fall, daß sie in ein Pflegeheim müßten, gern in einer Abteilung für türkische Mitbewohner leben wollen; 86% von diesen würden jedoch ihre Freizeit im Heim auch mit Deutschen verbringen. 34. 94% der Befragten möchten in der Türkei beigesetzt werden.
A n h a n g: D i e A u s w e r t u n g d e r B e f r a g u n g i m E i n z e l n e n