Die Berliner Rede des Bundespräsidenten ist ein wichtiges Signal für eine sozial gerechtere Bildungspolitik!

Bundespräsident Horst Köhler hat in seiner ersten 'Berliner Rede' die Bildungspolitik in Deutschland scharf kritisiert. Den Befund, dass die Bildungschancen in einem wohlhabenden Land wie Deutschland so ungleich verteilt seien und oftmals vom sozialen Status der Eltern abhingen, bezeichnete Köhler als 'beschämend'.

Ich begrüße die Position des Bundespräsidenten ausdrücklich. Bundespräsident Köhler benennt die Probleme, an denen unser Bildungssystem leidet: viel zu geringe Staatsausgaben in diesem Bereich, ungleiche Startbedingungen schon von Schulbeginn sowie strukturelle soziale Ausgrenzungsmechanismen.

Die von Bundespräsident Köhler geforderten Konsequenzen finden ebenfalls meine Zustimmung. Ein verpflichtendes und möglichst kostenfreies letztes Kindergartenjahr ist unbedingt notwendig, um das vorschulische Lernen zu fördern. Regelmäßige Sprachstandsmessungen und gezielte Maßnahmen zur Sprachförderung könnten das Ausgangsniveau der Schulanfänger sowohl anheben wie angleichen. Damit wäre ein wirksamer Schritt gegen die ungleichen Startbedingungen von Kindern mit Migrationshintergrund und von Kindern aus bildungsfernen Schichten getan.

Auch der von Köhler geforderten Einführung eines in deutscher Sprache geführten islamischen Religionsunterrichts stimme ich voll zu. Hiermit würde die verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit auch im Bildungssystem praktisch umgesetzt.

Ich fordere die Bundesregierung auf, die mahnenden Worte des Bundespräsidenten nicht zu ignorieren, sondern seine Vorschläge aufzugreifen und politisch umzusetzen. Die Bundesregierung muss unverzüglich die Staatsausgaben für die Bildung deutlich erhöhen. Hierfür könnte sie einen Teil ihrer aktuellen, beträchtlichen Steuermehreinnahmen einsetzen.

Prof. Dr. Hakkı Keskin