Berufsausbildung für junge Türken

Eine Berufsausbildung für jeden jungen Türken! Der Vorstand der Türkischen Gemeinde in Deutschland zu Gast bei Bundesarbeitsminister Blüm

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) macht sich große Sorgen über die berufliche Zukunft türkischer Jugendlicher. Von den Arbeitslosen türkischer Herkunft ist inzwischen jeder vierte jünger als 24 Jahre. Damit sind diese doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen, wie gleichaltrige deutsche Jugendliche. Die Ursachen für die hohe Arbeitslosigkeit werden deutlich, wenn man weiß, daß mehr als 70% der jungen Türkinnen und Türken über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Dieser Zustand ist alarmierend und darf nicht länger hingenommen werden. Er ist ein Spiegel der mangelhaften Integrationsmöglichkeiten dieser jungen Menschen in die deutsche Gesellschaft.

Die Gründe für diese bedenkliche Entwicklung liegen unter anderem darin, daß viele Kinder aus türki-schen Familien die Schule ohne Abschluß verlassen und auch nur unzureichend über die beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten informiert werden.

Über Möglichkeiten, die Berufsausbildung für türkische Jugendliche zu verbessern, haben Vorstands-mitglieder der TGD ein intensives Gespräch mit Minister Blüm geführt. Dabei wurde seitens der TGD bemängelt, daß die Arbeitsämter die Eltern kaum in die Beratungsgespräche einbezögen, obwohl ih-nen traditionsgemäß eine zentrale Rolle bei der Berufswahl zukomme. Weder die Eltern noch die Ju-gendlichen selbst seien nach Einschätzung der TGD hinreichend über die vielfältigen Ausbildungsmög-lichkeiten informiert. Daher würden türkische Mädchen und Jungen viel zu oft von ihren Eltern ermun-tert, Berufe zu ergreifen, die keine guten Zukunftsperspektiven hätten. Um so wichtiger sei es, die El-tern mit in diese Beratungen einzubeziehen, was allerdings nur dann Sinn mache, wenn die Berater über Kenntnisse des soziokulturellen Hintergrunds wie der türkischen Sprache verfügten. Leider seien aber in den Berufsberatungsstellen kaum Türken tätig. Daher bot die TGD Minister Blühm an, diese Beratung über die zahlreichen Mitgliedsvereine der TGD zu offerieren. Gleichwohl sollten ebenfalls türkische Mitarbeiter bei den Beratungsstellen eingestellt werden.

Minister Blühm dankte der TGD für ihre Arbeit, die für die Integration und damit für eine friedliche Zu-kunft unseres Landes von großer Bedeutung sei. Über alle Vorschläge solle Mitte Oktober eine weitere Gesprächsrunde auf Expertenebene in Berlin stattfinden.

Auch mit Vertretern der zuständigen Ressorts im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde ein ausführliches Gespräch geführt, insbesondere über die Situation älterer Türken in Deutschland. Die meisten dieser Menschen werden auch ihr Rentenalter in Deutschland verbringen und die vorhandenen Einrichtungen, darauf wies die TGD hin, berücksichtigen in keiner Weise die kulturellen, religiösen und sprachlichen Besonderheiten der türkischen Immigranten. Bereits heute müßten geeignete Projekte initiiert werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Die TGD legte dem Ministerium ein Konzept für eine ‚Betreuungsstätte für ältere Türken‘ vor. Der Referatsleiter für Senio-renpolitik, Dr. Kammann, erklärte, sein Ministerium könne nur Projekte mit Modellcharakter fördern und ein ähnliches Projekt sei bereits in Erprobung.

Über Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit wurden weitere Gespräche vereinbart.

Prof. Dr. Hakkı Keskin Hamburg