CSU polemisiert gegen EU-Beitritt der Türkei

Der CSU-Parteivorsitzende Erwin Huber fordert den Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei wegen Äußerungen des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan.

Politiker wie Huber machen sich selbst lächerlich, wenn sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wie auch im Fall Marco, gegen die Türkei hetzen, um die EU-Beitrittsverhandlungen abzubrechen.

In Deutschland findet derzeit eine aufgeregte Diskussion über die in Köln gehaltene Rede von Premier Erdoğan statt, in der er sich sehr kantig für Integration, jedoch gegen Assimilation ausgesprochen hat. Über seinen scharfen Ton kann in der Tat diskutiert werden. Erdoğans Aussage ‚Für Integration – aber gegen Assimilation!‘ stimme ich jedoch zu. Die Aufregung darüber ist nicht nachzuvollziehen, da die meisten deutschen PolitikerInnen seit Jahren nichts anderes verkünden.

Die meisten Politiker der Unionsparteien meinen jedoch offensichtlich Assimilation, wenn sie von Integration sprechen.

Erdoğan hat sich auch für türkische Gymnasien und Universitäten in Deutschland ausgesprochen. Doch das Hauptproblem des Bildungssystems in Deutschland bildet das dreigliedrige Schulsystem, das Kinder aus sozial benachteiligten Familien, insbesondere auch Migrantenkinder, in höchstem Maße benachteiligt. Die PISA-Studien haben dies mehrfach belegt.

Im deutschen Bildungssystem müssen allen Kindern gleiche Bildungschancen ermöglicht werden. Dieses Problem, das rund 500.000 Kinder mit türkischem Migrationshintergrund betrifft, kann nicht mit der Einrichtung einiger türkischsprachiger Gymnasien gelöst werden. Die Polemik Hubers gegen die Türkei zeugt jedoch von außen- und europapolitischer Inkompetenz und leistet keinen Beitrag für die Integration in Deutschland.

Hakkı Keskin

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