Seit mehr als einem Jahr sind wir Zeugen gewaltsamer Angriffe durch die PKK auf türkische Einrichtungen, Geschäfte, Wohnhäuser und auch Personen. In zahlreichen Presseerklärungen haben wir immer wieder darauf hingewiesen, daß das Ziel dieser Angriffe stets war, Ge-gengewalt zu provozieren.
Viel zu lange wurde dieser Terror durch die PKK nicht mit der notwendigen Entschlossenheit verfolgt, viele türkische Bürger dieses Landes fühlten und fühlen sich allein gelassen.
In Neumünster wurde gestern abend zum ersten Mal leider eine Schwelle überschritten, von der wir hofften, daß dies nie geschehen würde: Türken haben sich gegen einen Angriff durch Kurden zur Wehr gesetzt, dabei wurde ein Mensch getötet.
Was der PKK in der Türkei bisher nicht gelungen ist, nämlich mit terroristischen Akti-onen eine politische Auseinandersetzung zu einem ethnischen Konflikt zu machen, soll jetzt in Deutschland versucht werden. Im Südosten der Türkei wie auch im ganzen Lande leben Kurden und Türken seit fast 1000 Jahren friedlich zusammen, sind mit Angehö-rigen der anderen Volksgruppe verwandt. Diese Verhältnisse dürfen nicht leichtfertig dem Machtstreben weniger extremistischer Wirrköpfe geopfert werden. Geschähe dies, so hätten wir bald auch dort ‚jugoslawische Verhältnisse‘.
Wir rufen alle Kurden und Türken, vor allem auch die Vertreter ihrer Vereine, dazu auf, die-ser Strategie der PKK nicht zu verfangen, nicht zur Eskalation der Gewalt beizutragen. Es darf nicht geschehen, daß Kurden Türken, daß Türken Kurden angreifen, nur weil sie viel-leicht unterschiedlichen Volksgruppen angehören.
Auch die Folgen einer derartigen Auseinandersetzung für alle Einwanderer wären fatal. Das Hineintragen eines Konflikts aus einem Herkunftsland würde das Verhältnis zwischen Deut-schen und Einwanderern ganz erheblich belasten und genau den Kräften Auftrieb geben, von denen wir es uns am wenigsten wünschen.
Prof.Dr. Hakký Keskin (Sprecher)