TGD verwundert über die Äußerung Frau Johns

Frau Barbara John hat seit rund 20 Jahren das Amt der Ausländerbeauftragten in Berlin inne. Sie ist mit Migrationsfragen daher bestens vertraut. Gerade deshalb sind wir erstaunt über ihre Äußerung über die mangelnde 'Integrationsbereitschaft' der Türken in Berlin.

Integration ist ein beidseitiger Prozeß sowohl der Migranten als auch der aufnehmenden Gesellschaft. Seit Jahren unterstreichen wir, dass eine Integration ohne eine gleichberechtigte Aufnahme in die deutsche Gesellschaft nicht möglich ist. Solange die seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Nichtdeutschen als Ausländer mit minderen Rechten vor der Tür der deutschen Gesellschaft stehen, als Außenseiter ohne Perspektive, kann es keine Identifizierung mit der deutschen Gesellschaft geben.

Teile der türkischen Bevölkerung von der ersten und zweiten Generation, die wenig Deutsch können, würden schon aus eigenem Interesse die deutsche Sprache gern besser beherrschen. Gerade sie sind es, die täglich unter fehlenden Sprachkenntnissen leiden. Diesen Menschen, die über Jahrzehnte oft schwerste körperliche Arbeit mit Akkordarbeit und Wochenenddienst haben leisten müssen, hat der Staat keine Möglichkeit zum Erlernen der Sprache angeboten. Wir hätten es begrüßt, wenn der Staat ähnlich wie für Aussiedler und Spätaussiedler auch für die Einwanderer mit Hilfe von Deutschkursen das Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht hätte, wie Schweden dies beispielhaft seit Jahrzehnten tut.

Die von den Unionsparteien geführten Regierungen haben 16 Jahre lang in jeder Hinsicht eine desintegrative Ausländerpolitik verfolgt und den angeworbenen ausländischen Arbeitnehmern keinerlei Hilfen zum Deutschlernen gewährt. Diesen Menschen im Rentenalter jetzt mangelnde Integretionsbereitschaft vorzuwerfen, ist inakzeptabel und ungerecht. Gerade die Unionsparteien waren es, die stets eine erleichterte Einbürgerung unter Hinname der doppelten Staatsbürgschaft blockiert haben.

Gerade Frau John müsste wissen, dass die Rahmenbedingungen für eine Integration der Einwanderer aus der Türkei weitgehend fehlen und hierfür ihre Partei die hauptsächliche Verantwortung trägt. Daher ist nicht die fehlende Integrationbereitschaft der Türken Schuld an der augenblicklichen Situation, sondern der über Jahre und Jahrzehnte fehlende Wille der Politik, die Migranten und ihre Familienangehörigen in diese Gesellschaft integrieren zu wollen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn allen Migranten und darunter den Türken in Deutschland, wenn vor allem den neuen Zuwanderern mit einem breiten Angebot an Sprachkursen ähnlich wie neuerdings in den Niederlanden, das Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht wird. Flankierend dazu muss aber auch durch Angebote in der beruflichen Weiterbildung die hohe Arbeitslosigkeit unter den Migranten bekämpft werden.

Die TGD versucht seit Jahren mit einer Bildungsoffensive, das rechtzeitige Erlernen der Deutschen Sprache noch vor dem Schulbeginn durch Information und Motivierung der Eltern insbesondere für die Kinder der Deutschlandtürken zu ermöglichen.

Der Bundesvorsitzende