Tiefe Bestürzung und Trauer über den Tod von Ignatz Bubis

Die türkischen Einwanderer haben mit Ignatz Bubis einen redlichen Fürspre-cher und steten Mahner für Toleranz, Liberalität und geistige Freiheit gerade auch im Umgang mit den Minderheiten in Deutschland verloren.

Er hinterläßt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird.

Nicht von ungefähr ist Ignatz Bubis zu ‚der‘ moralischen Instanz Deutsch-lands geworden; nicht, weil er dies anstrebte, sondern weil Medien und Politi-ker ihn gleichermaßen bei allen Fragen für zuständig erklärten, welche sich mit den Problemen des Zusammenlebens der Mehrheit mit den ethnischen, kultu-rellen und religiösen Minderheiten oder mit der deutschen Vergangenheit be-faßten.

In einem Interview, das er noch vor kurzer Zeit der Zeitschrift ‚Stern‘ gab, drückte Bubis seine Enttäuschung darüber aus, nichts bewirkt zu haben. Dem möchten wir entschieden widersprechen. Nie vorher wurde über die deutschen ‚Tabuthemen‘ wie Wiederbelebung des Rechtsradikalismus, wurde über An-tisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und alle damit in Zusammenhang stehen-den Fragen so ausführlich und leidenschaftlich diskutiert, wie in den vergan-genen sieben Jahren, in denen er dem Zentralrat der Juden in Deutschland vorstand. Ohne seine ständigen Mahnungen, ohne seinen moralischen An-spruch hätte die Diskussionskultur in Deutschland nicht den Stand, den wir heute erreicht haben.

Ignatz Bubis wird uns als ein bedeutender Mann im Gedächtnis bleiben, der unermüdlich für die Rechte der Minderheiten gekämpft hat.