Die würden mich "in eine Gaskammer stecken"

Der Streit zwischen der rechtsextremen Kölner Partei Pro Köln und dem jüdischen Publizisten Ralph Giordano nach dessen Gaskammer-Äußerungen geht vor Gericht.

N24.de

Giordano sagte der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag in Köln: ‚Ich nehme nichts zurück.‘

Der Schriftsteller (84, ‚Die Bertinis‘) hatte von Pro Köln eine Strafanzeige wegen Verleumdung erhalten, weil er gesagt hatte, die Gruppierung sei eine ‚lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus‘. Es handele sich um Leute, ‚die, wenn sie könnten wie sie wollten, mich in eine Gaskammer stecken würden‘. Der Anwalt von Pro Köln hatte Giordano bis Donnerstagmittag eine Frist zum Widerruf gegeben. Der Autor stellte klar: ‚Ich werde nicht widerrufen. Ich habe mich mit meinem Anwalt besprochen und wir werden die Sache in Angriff nehmen.‘

Der Streit war im Zusammenhang mit Giordanos Kritik an einer gescheiterten Integration von Muslimen in Deutschland und an dem geplanten Bau einer Großmoschee in Köln entbrannt. Der 84-Jährige war ungewollt mit den Rechtsextremen in eine Ecke gestellt worden. Pro Köln macht seit längerem Stimmung gegen den Moscheebau. Giordano hatte sich klar von Pro Köln distanziert und dabei die Gaskammer- Äußerungen gemacht. Moschee-Bau heftig umstritten

In der Millionenstadt Köln mit 120.000 Muslimen will die türkisch- islamische Vereinigung Ditib bis 2009 eine Moschee bauen, in der 2000 Gläubige Platz finden sollen. Der erste Spatenstich ist für den Herbst geplant.

Eine öffentliche Anhörung hatte auch viel Sorge und Protest von Kölnern zu Tage gefördert. Giordano prophezeite ‚Unfrieden und Unruhe‘ und plädierte für einen Projektstopp. Ihn dafür in die Nähe von Rechtsextremisten zu rücken, hält der türkischstämmige Professor für Migrationspolitik, Hakki Keskin, für ‚verwerflich und falsch‘.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) nannte Giordano – bei aller inhaltlichen Kritik – mit Blick auf die Morddrohungen gegen den Schriftsteller einen ‚mutigen Mann‘. Schon mehrfach war der Autor in der Vergangenheit mit dem Tode bedroht worden und hatte zeitweise unter Polizeischutz gelebt. Die jüngsten telefonischen Morddrohungen nehme er sehr ernst, er sei in seinem Alltag eingeschränkt, sagte Giordano. ‚Ich bin mein ganzes Leben lang bedroht worden, immer von rechts. Aber diesmal läuft mir wirklich ein kalter Schauer über den Rücken.‘ (nz/dpa)