Ein jugendlicher Amokläufer aus Winnenden (Baden-Württemberg) hat heute insgesamt 15 Menschen erschossen. Anschließend wurde der Täter bei einer Schießerei mit der Polizei selbst getötet.
Ich empfinde tiefe Bestürzung über diese abscheuliche Tat und spreche den Hinterbliebenen und Familien der Opfer meine aufrichtige Anteilnahme aus.
Gewalttaten wie diese lähmen den menschlichen Verstand, weil sie keine rationale Erklärung finden. Das wahllose Töten von Menschen ist nicht zu begreifen. Dennoch ist Ursachenforschung dringend notwendig, um zumindest diejenigen Einflussfaktoren aus dem gesellschaftlichen Umfeld herauszufiltern, die solche Taten begünstigen können.
In diesem Fall wie auch bei vorangegangenen Fällen handelt es sich meist um männliche Jugendliche, die in der Schule unauffällige Außenseiter waren, die mit dem zunehmenden Lerndruck nicht zu Recht kamen. Möglicherweise kommt auch dem Massenkonsum von Gewalt verherrlichenden Videos ab einem gewissen Pensum eine Tat auslösende Bedeutung zu. Offensichtlich fehlt es ebenso an der Fürsorge und Geborgenheit in der Familie.
Ein bekanntes Handlungsdefizit der Politik duldet nach dieser Bluttat allerdings keinen weiteren Aufschub mehr. Der als Konsequenz aus dem Amoklauf von Erfurt 2002 beschlossene Abbau der dramatischen Unterversorgung mit Schulpsychologen muss nunmehr energisch vorangetrieben werden. Gegenwärtig kommen auf einen Schulpsychologen bundesweit im Schnitt ca. 15.000 Schüler. In Baden-Württemberg sind es sogar fast 17.000. Zusätzlich werden auch mehr Sozialpädagoginnen und -pädagogen benötigt, die präventiv eingreifen können. Diese Missverhältnisse gilt es schnellstmöglich zu beheben.
Hakkı Keskin