Auschwitz:

Vor einem halben Jahrhundert ging das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte zu Ende. Der Name des Konzentrationslagers Auschwitz steht dabei als Synonym für all die unbe-greiflichen Schandtaten, die von Deutschen in ganz Europa begangen wurden.

Überall im Lande wird dieses Ereignisses gedacht, wird gemahnt, diese Zeit nicht zu vergessen, sie vielmehr als Teil deutscher Geschichte anzunehmen und aus ihr zu lernen.

Die wichtigste Lehre, die wir aus Auschwitz ziehen müssen, muß die Erkenntnis sein, daß Deutschland nie wieder ein Nährboden für rassistische Ideologien sein darf. Auch darf die Erinnerung an Auschwitz und den Holocaust nicht zur bloßen Pflichtübung verkommen. Es ist vielmehr ein neues Erziehungs- und Bildungssystem erforderlich, welches jedweder Art von Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz die Basis entzieht. Vor allem hierdurch kann deutlich gemacht werden, daß die deutsche Gesellschaft willens ist, eine bleibende Antwort auf diese unfaßbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu geben.

Politik, gesellschaftliche Institutionen und Medien stehen in der historischen Pflicht, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln neue rassistisch-antisemitische Tendenzen sowie die aus ihnen erwachsenden Organisationen und Parteien entschieden zu bekämpfen, besser noch gleich im Keim zu ersticken. Tausende rassistisch motivierte Straftaten der letzten Jah-re, wie die in Rostock, Mölln, Solingen und Lübeck, beweisen, daß in Deutschland immer noch rassistische und antisemitische Ideologien verbreitet sind, die einzudämmen unser aller Aufgabe ist.

Dazu bedarf es neuer, wirkungsvoller Instrumentarien, über die unsere Nachbarn seit länge-rer Zeit verfügen: Seit Jahren fordern wir deshalb auch für Deutschland ein Antidiskriminie-rungsgesetz, welches es erleichtert und oft erst ermöglicht, die Verbreitung dieser Ideologien zu verhindern.

Mit Scham und tiefem Mitgefühl beugen wir uns vor allen Opfern der Nazi-Barbarei in Auschwitz sowie vor ihren Angehörigen.