Mit Betroffenheit und Erstaunen verfolgen wir die Berichterstattung über das Flugzeugun-glück in der Karibik, bei dem 189 in der Mehrzahl deutsche Urlauber ums Leben kamen.
Ohne Kenntnisse der Gründe für diese Katastrophe fand in den meisten Medien bereits eine Vorverurteilung statt.
Die Ursache des Flugzeugabsturzes wurde in Zusammenhang mit der türkischen Flugge-sellschaft ‘Birgen-Air’ und dem Reiseunternehmen ‘Öger-Tours’ gebracht. Diese Verknüp-fung mit dem Terminus ‘türkisch’ reicht offenbar aus, die beim deutschen Leser tief veran-kerten Vorurteile ans Licht zu bringen. Dieser soll assoziieren, daß türkische Fluggesell-schaften und Reiseunternehmen offenbar von minderer Qualität sind. Die Berichterstattung suggeriert, der Unfall sei auf fehlende deutsche Qualität, sei es beim Fluggerät, beim Perso-nal oder bei der Wartung zurückzuführen.
Das Reiseunternehmen Öger-Tours besteht nunmehr seit 26 Jahren und gehört inzwischen in Deutschland zu den sechs größten der Branche. In diesem Zeitraum wurden Millionen von Passagieren befördert. Der erste Unfall der Firmengeschichte soll nun offensichtlich dazu instrumentalisiert werden, einen unliebsamen Konkurrenten zu diffamieren, um die eigenen Marktanteile zu steigern. Zu unserem Bedauern spielen manche Medien hierbei mit, indem sie Überschriften wie ‘Ögers Billig-Jet’ verwenden, obwohl bei Öger-Tours 80% der Passa-gierbeförderung durch deutsche Fluggesellschaften erfolgt. Hier wird ganz gezielt an einer erfolgreichen und seriösen Unternehmung Rufmord betrieben. Am meisten entsetzt uns an dieser Berichterstattung jedoch, daß der Begriff ‘türkisch’ in spekulative und rechtswidrige Zusammenhänge gebracht wird, indem fälschlicherweise be-hauptet wird, die türkische Chartermaschine sei nicht versichert gewesen und besäße keine Landeerlaubnis für die Bundesrepublik. Richtig ist jedoch, daß die Fluggesellschaft Birgen-Air von 1992 bis 95 rd. 1.100 Flüge nach deutschen Flughäfen abgewickelt hat.
Prof. Dr. Hakký Keskin