Radio Multikulti ist in den letzten Jahren zu einer echten Kulturinstanz geworden. Hörfunksendungen in 21 Sprachen sind Ausdruck real gelebter kultureller Vielfalt, ohne die Berlin um ein Vielfaches ärmer wäre.
Umso beunruhigender sind die jüngsten Ankündigungen des rbb, Radio Multikulti zu Einsparungszwecken schließen zu wollen. Neben den Jobverlusten für zahlreiche angestellte und freie Mitarbeiter wäre dies vor allem ein herber Rückschlag für eine glaubwürdige Integrationspolitik.
Radio Multikulti gehört zu den wenigen öffentlich-rechtlichen Medien, die in ihrer Berichterstattung vorurteilsfrei und realitätsnah über die Situation und das Leben von Migrantinnen und Migranten informieren. Der Sender dient mit seiner Arbeit als ein wegweisendes Vorbild für eine aufgeklärte Zivilgesellschaft, die Einwanderern mit Offenheit und Akzeptanz begegnet. Darüber hinaus haben etliche Migrantengruppen selbst über Satellit keine Möglichkeit, ein muttersprachliches Informationsangebot zu empfangen. Sie würden im Fall einer Schließung des Senders vom Zugang zu wichtigen Informationen regelrecht abgeschnitten.
Es gehört zu den Aufgaben und Stärken der öffentlich rechtlichen Fernseh- und Hörfunkanstalten, gesellschaftlichen Minderheiten ein zielgenaues Informationsangebot zu unterbreiten. Es wäre fatal, wenn sich der rbb als öffentlich-rechtlicher Träger aus kurzsichtigem Kostenkalkül zur Schließung von Radio Multikulti entscheiden würde. Eine Ausdünnung des Programmangebots wäre angesichts seit Jahren kontinuierlich steigender Gebührenerhöhungen der GEZ kaum zu begründen.
Ich appelliere an die Verantwortlichen, nach Auswegen aus der akuten Krise zu suchen und hierbei den irreparablen Fehler einer Schließung von Radio Multikulti unbedingt zu vermeiden.
Prof. Dr. Hakkı Keskin