Status der Türkei als EU- Beitrittskandidat

Wir begrüßen mit Genugtuung die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der EU auf dem Gipfeltreffen in Helsinki, die Türkei in die Liste der Beitrittskandidaten aufzunehemen.

Mit dieser zukuntsträchtigen Entscheidung haben die EU-Repräsentanten bewiesen, dass die Europäische Union auch ein nichtchristliches Land als zukünftiges Mitglied akzeptiert. Somit wurde all denjenigen eine Absage erteilt, welche die EU als einen Christenclub verstanden wissen wollten.

Diese für die Türkei wichtige Entscheidung wird dem Demokratisierungsprozeß in der Türkei einen kräftigen Auftrieb geben und die rasche Umsetzung der ‘Kopenha-gener Standards’ ermöglichen. Diese Standards gehören seit Jahren zu den zentra-len Anliegen großer Teile der türkischen Bevölkerung, nämlich mehr Demokratie so-wie die Behebung der Defizite in Menschenrechts- und Minderheitenfragen. Dazu gehören auch gutnachbarliche Beziehungen zu Griechenland. Wenn diese Kriterien als aufrichtig gemeinte Forderungen und nicht als Vorwand für ein Hinauszögern der vollen Mitgliedschaft der Türkei gemeint sind, können wir sie aus vollem Herzen be-grüßen.

Als Deutschlandtürken erhoffen wir uns als ein Teil der deutschen Gesellschaft und als Europäer zunehmend mehr Akzeptanz im Bewußtsein der deutschen Bevölke-rung. Diese Entscheidung der EU wird auch das Zugehörigkeitsgefühl der 3,5 Millio-nen Einwanderer aus der Türkei in den Staaten der EU dahingehend prägen, sich als Angehörige dieser Gemeinschaft zu verstehen. Außerdem wird diese Entschei-dung dazu beitragen, den Prozess der Identifikation mit dem Wertesystem Westeu-ropas zu beschleunigen.

Seit der Gründung der Republik Türkei am 29.Oktober 1923 war es das erklärte Ziel ihres Gründers Atatürk, die Türkei an das zeitgenössische Entwicklungsniveau an-zuheben. Trotz politischer und gesellschaftlicher Turbulenzen hat sich die türkische Bevölkerung von diesem Weg nicht abbringen lassen. Die Entscheidung von Helsinki ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg. Prof. Dr. Hakkı Keskin