MITGLIEDSVERBÄNDE STEHEN GESCHLOSSEN HINTER HAKKI KESKIN
Der Vertreterrat *) der Türkischen Gemeinde in Deutschland hat in seiner Sit-zung vom 3. 10. 1999 in Extertal folgende Erklärung an die deutsche und türki-sche Öffentlichkeit beschlossen:
Die Haltung der Bundesregierung nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei war Anlaß zur Kritik in den deutschen und türkischen Medien. In einem Interview der ‘Stuttgarter Nachrichten’ wurde Prof. Keskin auf diese Kritik an der als unzulänglich empfundenen Soforthilfe der Bundesregierung angesprochen. Prof. Keskin erklärte, dass er diese Kritik teile und angesichts der Erwartungen der Deutschlandtürken und im Vergleich zu anderen Staaten die Hilfe der Bundesrepublik großzügiger hätte aus-fallen können. Zudem gab er vor allem seinem Bedauern Ausdruck, dass der Bun-deskanzler sich nicht mit einigen Worten der Anteilnahme an die Türken in Deutsch-land gewandt habe.
Diese Äußerungen Keskins wurden leider seitens einiger Vertreter türkischer Einrich-tungen zum Anlaß für falsche und ungerechte Erklärungen genommen. Angesichts des Entsetzens und der Trauer über die Erdbebenkatastrophe haben die TGD und ihre Mitgliedsverbände zunächst nicht auf diese Angriffe reagiert. Die weitere Ent-wicklung hat dies aber notwendig gemacht.
Die TGD erachtet es als ihre vordringliche Aufgabe, die Rechte und Interessen der türkischen Bevölkerung in Deutschland zu vertreten. Unser Recht auf Ausübung von Kritik in einer freiheitlichen, pluralistischen und demokratischen Bundesrepublik Deutschland, die wir als unsere neue Heimat betrachten, steht nicht zur Disposition. Wir werden weiterhin unsere überparteiliche Politik zur Wahrung der Rechte und In-teressen der Deutschlandtürken konsequent fortsetzen.
Der Grund dafür, dass unsere Mitgliedsverbände sich gegenüber diesen ungerecht-fertigten Vorwürfen bisher nicht öffentlich geäußert haben, liegt darin, dass wir diese Diskussion als unnütz und nicht vereinbar mit unserer politischen Kultur erachtet ha-ben. Die TGD hat sich bis heute in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten an-derer Verbände und Institutionen eingemischt und findet es prinzipiell falsch, wenn andere sich in ihre inneren Angelegenheiten einmischen. Die öffentliche Diskussion muss vielmehr über die Inhalte der Politik zur Verfolgung der berechtigten Forderun-gen und Rechte der türkischen Bevölkerung Deutschlands geführt werden. Zu einer solchen sachbezogenen Auseinandersetzung sind wir gern bereit.
Eine Diskussion darüber, wer die Deutschlandtürken vertritt, halten wir für überflüs-sig. Wichtig ist vielmehr, eine Politik zu entwickeln und zu verfolgen, die den Interes-sen und Anliegen der Deutschlandtürken Rechnung trägt und von ihrer großen Mehrheit unterstützt wird. Die breite Resonanz in der deutschen und türkischen Öf-fentlichkeit auf die Arbeit der Türkischen Gemeinde in Deutschland, ihre Akzeptanz und die Reaktionen auf unsere Kritik sind ein Ergebnis dieser Bemühungen.
Die weitere Integration der türkischen Bevölkerung in die deutsche Gesellschaft wird notwendigerweise den Prozess des Zusammenwachsens, der kulturellen Selbstfin-dung und der Herausbildung einer stärkeren und gewichtigeren Interessenvertretung beschleunigen. Somit werden die Deutschlandtürken politisch effektiver vertreten und entsprechend ihrer Bedeutung wahrgenommen werden. Diese Organisation wird ihren Platz in der demokratischen Gesellschaft einnehmen.
Im Gegensatz zu den oben genannten Äußerungen, mit denen der Eindruck vermit-telt werden sollte, die Meinung von Hakkı Keskin stehe isoliert da, hat der Bundes-vorsitzende stets in voller Übereinstimmung und in Absprache mit den Mitgliedern des Geschäftsführenden Bundesvorstandes gehandelt.
Die Politik und die öffentlichen Äußerungen unseres Bundesvorsitzenden, Prof. Keskin, werden von allen Landesverbänden und Berufsfachverbänden der TGD, in der über 200 Vereine organisiert sind, voll getragen. In diesem Zu-sammenhang ist zu erwähnen, dass in der Sitzung des Vertreterrates der Türkischen Gemeinde in Deutschland die ‘Türkische Gemeinde Baden-Württemberg’ mit 12 Mitgliedsorganisationen Mitglied der TGD geworden ist.
Wir begreifen die pluralistische Organisation ‘Türkische Gemeinde in Deutschland’ als ein zukunftsorientiertes Modell für den Beginn des neuen Jahrhunderts, um wei-terhin die berechtigten Interessen der Deutschlandtürken entschlossen zu vertreten. Die TGD ist bereit, in diesen Fragen mit allen demokratischen Organisationen zu-sammenzuarbeiten.
Landes- und Fachverbände der TGD:
Bundesverband Türkischer Studierender e.V. – BTS
Bündnis Türkischer Einwanderer Hamburg e.V. – TGB
Bund Türkischer Akademikervereine in Deutschland e.V. – ATAK
Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland e.V. – FöTED
Institut für Türkisch-Europäische Beziehungen e.V. – TEB
Türkische Gemeinde in Bayern e.V. – BTT
Türkische Gemeinde in Baden-Würtemberg e.V. – BWTT
Türkische Gemeinde Essen-Ruhr e.V. – TGER
Türkische Gemeinde in Niedersachsen e.V. – TGNS
Türkische Gemeinde Rhein-Main e.V. – TGRM
Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein e.V. – tgsh
Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V. – TBB
Verein der Türkischen Zahnärzte in der BRD e.V.
- ) der Vertreterrat der TGD setzt sich aus 21 Mitgliedern des Bundesvorstandes und je zwei Vertretern der Landes- und Fachverbände zusammen.