In Deutschland leben mehr als 5,5 Millionen Ausländer, mehr als 2 Millionen von ihnen ha-ben einen türkischen Paß. Sie wie auch alle anderen Einwanderer, die nicht in einem Staate der Europäischen Union geboren wurden, haben nicht einmal das kommunale Wahlrecht, obwohl viele von Ihnen seit zwanzig oder dreißig Jahren in Deutschland leben.
Die Vorstellung mancher politischer Kreise, diese Menschen auf Dauer als Ausländer, also mit den minderen Rechten eines Sondergesetzes, dem Ausländergesetz, ausgestattet, hier leben lassen zu wollen, ist nicht nur perspektivlos, sie birgt auch in vielerlei Hinsicht ernste Gefahren für ein friedliches Zusammenleben, ja sogar für die Demokratie in Deutschland. Die historischen Erfahrungen zeigen, daß die ungleiche Behandlung von Millionen Men-schen letztlich zu Unruhen führt.
Wir sind der festen Überzeugung, daß eine erfolgreiche Integration insbesondere jüngerer Menschen der zweiten und dritten Einwanderergeneration nur dann gelingen kann, wenn sich diese Menschen nicht durch die Politik ausgegrenzt fühlen. Nur wenn sie sich als Teil dieser Gesellschaft verstehen, wenn sie die gleichen Chancen und Rechte wie die übrige Bevölkerung haben und nicht nur Pflichten, werden sie für diese Gesellschaft auch eintreten.
Wir haben mit unserer Aktion ‘Wir wollen deutsche Staatsbürger werden’ vor fast sechs Jahren gezeigt, daß für das fehlende Interesse an Einbürgerungen nicht wir sondern die alten Einbürgerungsrichtlinien verantwortlich waren. Bereits damals wiesen wir jedoch nach-drücklich darauf hin, daß mit der zwangsweisen Aufgabe der alten Staatsbürgerschaft nach wie vor der allergrößte Teil der Einbürgerungswilligen von der Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft abgehalten wird.
Wir wollen unsere heutige Kampagne, die der Auftakt zu gleichartigen Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet ist, AM MONTAG, DEM 4. NOVEMBER 1996, UM 10.00 UHR IM ‘HAUS 7’, HOSPITALSTR. 111, 22767 HAMBURG, 1. OG durchführen, diesmal mit dem Ziel, bis zum Jahr 2000 eine Million Doppelstaatsbürger in Deutschland zu haben! An dieser Aktion wird auch der Präses der Behörde für Inneres der Freien und Hansestadt Hamburg, Senator Hartmuth Wrocklage, teilnehmen und die Anträge zahlreicher Antragstel-ler entgegennehmen.
Zu dieser Aktion laden wir die Presse in Hamburg und Umgebung herzlich ein. Prof. Dr. Hakký Keskin (Sprecher)